
Wusstest du schon, dass du nicht verrückt bist, wenn du plötzlich ohne erkennbaren Grund weinst oder wütend wirst, dich leer fühlst, obwohl objektiv um dich herum
alles in Ordnung scheint? Viele Menschen erleben genau das - und zweifeln an sich. Gedanken kommen, solche etwa: „Ich versteh mich selbst nicht mehr.“ oder „Ich weiß, ich übertreibe
mal wieder.“ oder „Ich reagiere einfach zu sensibel.“ Doch in der Regel steckt etwas Tieferes dahinter. Etwas, das du lange mit dir getragen hast. Vielleicht hat dein früherer
Kind-Ich-Anteil gerade etwas gespürt - ein Echo aus der Vergangenheit. Gefühle kommen manchmal nicht dann, wenn sie entstanden sind, sondern erst dann, wenn es wieder sicher ist, sie zu
fühlen.
Ein Beispiel: Tom, Anfang 40, steht im Supermarkt. Die Kassiererin ist leicht genervt, als er seinen Geldbeutel nicht sofort findet. „Könnten Sie sich bitte beeilen?“ Ein banaler Moment.
Doch in Tom bricht etwas auf. Er fühlt sich - wie wir modern sagen „getriggert“. Plötzlich steht ihm das Wasser in den Augen. Er fühlt sich klein, beschämt, wie gelähmt. Und versteht die Welt
nicht mehr. Ich gebrauche hierfür eine Metapher und sage dann meinen Klienten: Das ist ein Moment, in dem Sie von jetzt auf gleich wie in einem Aufzug in die sechste oder achte Etage Ihres Lebens
hinabfahren, Sie sind plötzlich wieder der kleine Junge, das kleine Mädchen von damals.“
In der Therapie erinnert sich Tom: Ja, so erzählt er, als Kind wurde er oft unter Druck gesetzt, wenn er etwas nicht „schnell genug“ tat. Kein Raum für Fehler. Kein
Raum für kindliche Langsamkeit. Immer Leistung. Immer funktionieren. Was Tom erlebt, ist keine Überreaktion. Es ist eine nachholende Reaktion. Eine Erinnerung, die sich ihren Weg bahnt. Nicht in
Worten, sondern im Körper. Im Gefühl. Manchmal als Tränen. Manchmal als Wut. Manchmal als Rückzug.
Das passiert nicht, weil du schwach bist. Sondern weil dein System beginnt, sich zu entlasten. Früher war es vielleicht nicht möglich, bestimmte Gefühle zuzulassen.
Heute bist du nicht mehr allein. Heute darfst du fühlen. Das ist kein Rückschritt - das ist Heilung. In der Traumatherapie arbeiten wir oft mit genau solchen Momenten. Nicht um sie zu
„wegzumachen“, sondern um sie zu verstehen. Um innere Anteile wahrzunehmen, die lange geschwiegen haben. Um dem inneren Kind eine Stimme zu geben - und ein
Gegenüber. Es geht darum, dich nicht mehr zu verurteilen für das, was du fühlst. Sondern liebevoll hinzusehen. Und zu spüren: Ich bin nicht falsch. Ich bin nicht verrückt. Ich bin in einem
Prozess.
Traumatherapie kann dir dabei helfen.
Wenn du Fragen hast - ich bin für dich da.
Foto: KI-generiert