
Wusstest du schon, dass es ein Zeichen von Stärke ist, Hilfe anzunehmen? Viele Menschen glauben genau das Gegenteil. Vielleicht kennst du diesen Gedanken: „Ich darf niemandem zur Last fallen. Ich muss das alleine schaffen.“ oder auch „Ich muss einfach mit allem alleine fertig werden!“ - Oft haben wir solche inneren Sätze früh verinnerlicht, z.B. durch Eltern, die selbst überfordert waren, durch Erfahrungen von Zurückweisung oder durch ein Umfeld, in dem Schwäche nicht erlaubt war. Was damals ein Überlebensmuster war, wird später zur Falle: Wir funktionieren, helfen anderen, halten durch - aber für uns selbst bitten wir nicht um Hilfe. Wir schämen uns sogar dafür, dass wir überhaupt welche brauchen.
Verrückt oder? Dabei spüren wir in der Regel sehr klar, was wir brauchen, wir sehnen uns sogar nach Hilfe. Aber wir können sie weder einfordern noch
annehmen.
Dabei begegnet mir in der Praxis oft etwas ganz anderes. Eine junge Frau zum Beispiel, Anfang dreißig, die seit Jahren gegen innere Leere ankämpft. Sie sagt Sätze
wie: „Ich sollte doch zufrieden sein. Es gibt Menschen, denen geht es viel schlechter.“ Erst im Gespräch traut sie sich, von den langen Nächten zu erzählen, in denen sie einfach nur
dasitzt und nichts mehr fühlt. Dass sie sich mit niemandem darüber austauschen kann - aus Angst, nicht verstanden zu werden. In der Tiefe sehnt sie sich nach Nähe, nach Gehaltenwerden, nach einem
Menschen, der nicht bewertet, sondern einfach da ist. Doch jedes Mal, wenn dieser Wunsch auftaucht, schaltet sich sofort der innere Wächter ein: „Reiß dich zusammen. Mach dich nicht
abhängig.“
In der Gestalttherapie würden wir diese beiden Anteile einladen, miteinander zu sprechen - den einsamen, sehnsuchtsvollen Teil und den strengen, kontrollierenden Anteil, der verhindern will, dass sie sich öffnet. Vielleicht geschieht das in einem leeren Stuhl-Dialog: Die Frau setzt sich auf einen Stuhl und spricht aus dem inneren Kritiker heraus. Dann wechselt sie den Platz und spricht als der verletzliche, suchende Teil. Oft entsteht dabei ein berührender innerer Dialog - und zum ersten Mal wird deutlich: Nicht Schwäche, sondern Angst steckt hinter dem Rückzug. Und hinter der Angst oft ein altes, unverarbeitetes Erlebnis von Enttäuschung oder Scham.
Solche Momente machen uns bewusst, was im Unbewussten alles an Prozessen abläuft. Solche Momente können daher auch sehr heilsam sein und alte Glaubenssätze
entmachten. Nicht weil von jetzt auf gleich „alles gut“ wird, sondern weil etwas in Bewegung kommt! Mein inneres Gefüge ("Das war schon immer so...") verändert sich. Es eröffnet dir einen
sicheren Raum, in dem du dich mit all dem zeigen darfst - ohne dich verstecken zu müssen.
Hilfe anzunehmen heißt nicht: Ich gebe auf. Es heißt: Ich traue mich, nicht mehr alles allein tragen zu müssen. Es bedeutet auch: Ich bin bereit, einen neuen Weg zu
gehen - mit jemandem an meiner Seite. Du musst deinen Weg nicht alleine gehen.
Traumatherapie kann dir dabei helfen.
Wenn du Fragen hast - ich bin für dich da.