Kleine Schritte - aber ein großer Anfang!

Wusstest du schon, dass auch kleine Schritte ein neuer Anfang sein können? Heilung ist kein Sprint, sondern ein Weg. Jeder Moment, in dem du gut zu dir bist, zählt.


Es war das Jahr 1969. Genauer: Die Nacht vom 20. auf den 21. Juli. Mehr als 500 Millionen Menschen verfolgen weltweit an den TV-Bildschirmen ein Ereignis, das sich nur Jules Verne in seinem Roman „Von der Erde zum Mond“ so ähnlich ausgemalt hatte. Die erste Mondlandung. „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.“  - Als Neil Armstrong seinen ersten Fuß auf den Mond setzte, wusste er vielleicht gar nicht, wie sehr dieser Satz auch für die Heilung innerer Wunden gilt. Denn oft sind es nicht die großen, dramatischen Veränderungen, die unser Leben verwandeln, sondern die kleinen Schritte, die fast unbemerkt geschehen.


Eine Frau, die nach Jahren der Sozialen Phobie erstmals wieder allein einkaufen geht. Ein Mann, der sich nach einer schmerzhaften Trennung traut, einen alten Freund anzurufen und beim Telefonat zum ersten Mal weint. Oder ein junger Mensch, der nach einem Burnout zum ersten Mal sagt: „Heute nehme ich mir frei.“ - Von außen wirken diese Gesten unscheinbar, wenig spektakulär. Innen jedoch sind sie wie erste Fußspuren auf einem neuen Boden, in einem anderen Leben.


In der Therapie entsteht Veränderung oft genau so: klein, tastend, aber von großer Bedeutung. Eine Klientin, die in der Gestalttherapie ihre Schultern hebt und spürt, wie es ist, einmal nicht gebeugt zu sein. In einer Trance erlebt sie gleichzeitig, dass in ihr ein innerer Ort von Sicherheit („Save Place“) existiert, den sie bisher nicht kannte. Später, während einer EMDR-Sitzung, bewegt sich die alte Erinnerung leicht zur Seite - als ob sie weniger bedrohlich wäre. All diese Momente verweben sich miteinander, wie Schritte auf demselben Weg: körperlich spüren, innere Bilder finden, Erinnerungen neu sortieren.


Kleine Schritte haben immer große Wirkung, wenn wir sie zulassen und nicht in der Erwartung leben, alles müsse von jetzt auf gleich ganz anders, neu, perfekt sein. Traumatherapie zeigt, dass unser Nervensystem in kleinen Dosen heilt. Ein zu schnelles „Hineinspringen“ in alte Erinnerungen würde überfordern. Deshalb ist es so wichtig, die Dosierung zu achten: ein kurzer Blick auf die belastende Erfahrung, dann wieder eine Rückkehr ins Hier und Jetzt. Dieses „Hin- und Herpendeln“ – man nennt es bei chemischen Prozessen auch „Titration“ oder „Pendeln" - sorgt dafür, dass Heilung sicher bleibt. 


So kann eine Frau, die jahrelang Panikattacken hatte, zunächst nur lernen, ihre Füße bewusst auf dem Boden zu spüren („grounding“). Erst nach und nach wagt sie sich an die eigentlichen Bilder, die dahinterstehen. Ein Mann, der sich immer hilflos fühlte, entdeckt in einer Familienaufstellung zum ersten Mal, dass er nicht allein die Last seiner Herkunft tragen muss. Und eine junge Frau, die sich schuldig fühlt, erlebt in einer Hypnose, dass ihr Körper einen eigenen Rhythmus von Entspannung und Anspannung kennt und dass sie diesem Rhythmus vertrauen darf.
Wichtig ist: Es geht nicht um die „richtige Technik“ (und schon gar nicht um die „beste“), sondern darum, dass die verschiedenen Zugänge ineinandergreifen. Gestalttherapie macht spürbar, was gerade im Moment lebendig ist. Hypnose öffnet innere Räume, die Bilder und Gefühle neu ordnen. EMDR bringt Bewegung in eingefrorene Erinnerungen. Familientherapie hilft, alte Rollen aufzudecken und neue Beziehungen zu gestalten. Gemeinsam bilden sie ein Netz, das trägt – Schritt für Schritt. Um nur ein paar Beispiele des integrativen Ansatzes zu nennen…


Heilung ist kein Sprint, sondern ein Weg. Ein Weg, auf dem kleine Schritte zählen. Jeder Moment, in dem du freundlich zu dir bist, jeder Atemzug, in dem du spürst: „Ich bin da und ich halte das aus“, ist Teil dieses Weges. Und manchmal, wenn du zurückblickst, wirst du staunen: Aus vielen kleinen Schritten ist ein gewaltiger Sprung geworden – vielleicht nicht auf den Mond, aber in ein neues Leben.


Traumatherapie kann dir dabei helfen.


Wenn du Fragen hast – ich bin für dich da.