Wusstest du schon, dass dein Schweigen früher Leben gerettet hat, aber heute Beziehungen verhindern oder sogar zerstören kann?
Es gibt Menschen, die schweigen - aber nicht etwa, weil sie nichts zu sagen hätten, sondern weil das Schweigen in ihrem Leben einmal ihre einzige Überlebensstrategie war. In Familien, in denen Wut gefährlich war, Tränen nicht erwünscht oder Wahrheit bestraft wurde, da war Schweigen Schutz. Das Schweigen war wie ein schützender Mantel, der ein Rückzugsort wurde. Das Schweigen hielt dich unsichtbar, bewahrte dich vor Demütigung oder Schmerz. In der Traumatherapie nennen wir das eine adaptive Überlebensstrategie: Etwas, das damals notwendig war, aber heute zu eng geworden ist. - Wie ein Mantel, der irgendwann nicht mehr passt.
Wenn Schweigen schützt
In akuten Bedrohungssituationen, etwa in einer gewaltvollen Beziehung, einem Krieg oder einer Kindheit, in der Gefühle keinen Platz hatten, da war Schweigen oft
tatsächlich die klügste Form von Selbstfürsorge. Der Körper schaltete auf „Freeze“ - auf Starre, Erstarrung, Schweigen. Er wusste, dass Reden gefährlich werden kann. Sigmund Freud bezeichnete
daher die Verdrängung immer auch als eine Form des inneren Schutzes: Das Unaussprechliche bleibt im Unbewussten, weil es dort - zunächst und so gefühlt - sicherer ist.
Auch in der Traumatherapie gilt: Schweigen darf bleiben, solange es dies als Schutz braucht. Es zu früh zu brechen, kann retraumatisieren. In der Gestalttherapie
etwa wird Schweigen nicht sofort als Widerstand gedeutet, sondern als Ausdruck einer inneren Grenze. Der Therapeut bleibt präsent, aber drängt nicht. Er lädt ein: „Wenn das Schweigen sprechen
könnte - was würde es sagen?“ Und als Therapeut halte ich es mit meinen Klientinnen und Klienten aus. Ich schweige mit. Manchen ist das unangenehm oder macht unsicher. Aber tatsächlich kann es
schon helfen zu sagen: Sie müssen nichts sagen, lassen Sie uns den Schmerz im Schweigen miteinander aushalten. Nicht für immer, aber für den Moment. Zu viele Worte würden
überfrachten.
Wenn Schweigen trennt
Doch irgendwann beginnt das Schweigen, selbst zur Mauer zu werden. Es verhindert Nähe, Intimität, Austausch. Klientinnen berichten dann: „Ich kann gar nicht sagen,
was ich fühle.“ Oder: „Ich weiß nicht, wie ich über das reden soll, was war.“ Das Schweigen schützt dann nicht mehr vor Gefahr, sondern vor Beziehung. Es verhindert Heilung, weil Worte Brücken
bauen - und Schweigen Gräben zieht. Ich sage dann oft nur ein Wort: „Noch“ - „Sie können noch nicht sagen, was Sie fühlen.“ - Damit räumen wir beide dem Leben die Chance ein, dass es irgendwann
gehen wird.
In der Hypnotherapie kann das Schweigen als Symbol erscheinen - vielleicht als verschlossene Truhe, deren Inhalt langsam sichtbar werden darf. In der Gestaltarbeit
kann es helfen, das Schweigen auf einen Stuhl zu setzen und mit ihm zu sprechen. „Was hältst du zurück?“ - „Wovor willst du mich schützen?“ Diese dialogische Haltung erlaubt, dass das Schweigen
selbst Stimme bekommt und sich verwandeln darf.
Wenn Worte heilen
In der Traumatherapie ist das Brechen des Schweigens ein Prozess, kein Ereignis. Es beginnt mit dem Erlauben: Ich darf sprechen. Dann folgt das Erleben: Ich darf
gehört werden. Und irgendwann das Erkennen: Ich bin sicher - auch wenn ich mich zeige.
Manchmal genügt ein Satz, um etwas in Bewegung zu bringen:
„Ich habe Angst, dass du mich nicht verstehst.“ oder „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“ oder „Ich
will endlich nicht mehr schweigen.“
Diese Sätze öffnen Räume, in denen Heilung geschieht - nicht durch spektakuläre Enthüllungen, sondern durch ehrliches Dasein. Denn Schweigen war einst Notwendigkeit.
Heute darf es eine Wahl sein. Wenn wir den Mantel des Schweigens brechen, kann es sein, dass Heilung geschieht, weil das Schweigen unterdrückt und kontrolliert hat.
Traumatherapie kann dir dabei helfen.
Wenn du Fragen hast – ich bin für dich da.
